Hambachs frühere Ortsvorsteherin Renate Netzer erhält Verdienstplakette in Bronze der Stadt Heppenheim


Von Marion Menrath


HAMBACH - Den Rahmen für die Ehrung hat Renate Netzer selbst maßgeblich mitbereitet: Für die Sanierung des alten Rathauses in Hambach neben der Christophorusschule zum Schmuckkästchen am neuen Dorfplatz hatte sie sich jahrelang eingesetzt. Am Freitag bekam sie dort vor zahlreichen Gästen die Verdienstmedaille der Kreisstadt Heppenheim in Bronze. Den Landesehrenbrief hatte sie bereits 2006 erhalten.

Als „Ortsvorsteherin wie aus dem Bilderbuch“ bezeichnete Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) die 71 Jahre alte Sozialdemokratin. Netzer sei freundlich, hilfsbereit, offen für alle, fleißig, sozial eingestellt, aber auch hartnäckig, wenn sie ihre Anliegen verfolge, lobte der Bürgermeister.

Für Pfarrer Lothar Röhr ist sie die „Frau für alle Jahreszeiten“, die viel Kraft aus ihrem Glauben schöpfe. Auch Weggefährtin Martina Hardt-Holler imponierte Netzers „herzliche und freundliche Art“, mit der sie viel erreicht habe. Netzers Nachfolger, Ortsvorsteher Wolfgang Schlapp, ernannte sie gar zur „Königin der Herzen in Hambach“. Judith Portugall und Matthias Jakob begleiteten die Feierstunde mit passenden Musikstücken.

Die Verdienstplaketten in Bronze und Silber seien gleichwertig, erläuterte Burelbach. Gold gebe es in Heppenheim nicht. Bronze werde für politische Tätigkeiten für Heppenheim verliehen, Silber etwa für Künstler, die über die Stadt hinaus wirkten.

Renate Netzer habe den Ort geprägt, betonte Burelbach. Seit 2001 gehörte sie dem Ortsbeirat an; zehn Jahre, von 2006 bis 2016 leitete sie das Gremium als Ortsvorsteherin. Sie setzte sich für den Kunstrasenplatz beim TSV, die energetische Sanierung der Schlossberghalle, den Erhalt der Christophorusschule, das Kapellchen in Ober-Hambach, den Zuzug junger Familien und die Dorferneuerung ein. Gekrönt wurde ihre Arbeit beim Ortsjubiläum „850 Jahre Hambach“, als das alte Rathaus nach der Sanierung eingeweiht wurde. „Es ist alles abgearbeitet. Sie hat dem neuen Ortsbeirat keine Altlasten hinterlassen“, lobte auch Schlapp.

Von 1999 bis 2011 engagierte sie sich zudem in der Stadtverordnetenversammlung, insbesondere im Sozialausschuss, den sie 2006 bis 2011 leitete. Seit 50 Jahren gehört sie dem DRK Hambach an. Nach zwei Todesfällen im Vorstand übernahm sie 2013 für drei Jahre die Verantwortung als Vorsitzende. Seitdem unterstützt sie den neuen Vorsitzenden Ralf Hügli als Stellvertreterin. Seit 1999 ist sie zudem Ortsgerichtsschöffin, ein Amt, mit dem man sich nicht immer beliebt mache, so Burelbach.

Bei der Kommunalwahl 2016 trat Netzer nicht mehr für den Ortsbeirat an, um ihrer Familie, die in den vergangenen Jahren zurückstecken musste, mehr Zeit zu widmen. Zu der Feier hatte sie ihre Lieben fast vollständig versammelt, den Lebensgefährten Peter Keller, die Schwester Heike Sandmann, die aus Stuttgart anreiste, Tochter Sandra Netzer, Sohn Torsten mit Frau Annika, die ihre Söhne Emil und Oskar mitbrachten.

Angesichts des vielen Lobs war Netzer sichtlich gerührt: „Ich freue mich wahnsinnig“. Es sei eine Ehre, die Ehrung anzunehmen. Erst jetzt wisse sie, was sie alles gemacht habe. Sie danke auch ihren Kindern und „meinem Peter“, denn das Ehrenamt habe auch viel Zeit gekostet sowie allen, die sie unterstützt hätten, darunter dem Bürgermeister und seinem Vorgänger Gerhard Herbert (SPD).

Netzer, eine geborene Lannert, schilderte ihren Werdegang von der gebürtigen Heppenheimerin zur Ober- und dann zur Hambacherin mit tiefer Verwurzelung in den Vereinen. Weil ihr Vater in der Odenwaldschule arbeitete, gingen sie und ihre Schwester Heike dort zur Schule. Seit 1964 arbeitete sie in der OSO, zunächst in der Verwaltung, seit 1978 leitete sie bis zum Ausscheiden 2006 die Bibliothek.

Trauer über das Aus der Odenwaldschule

Als sie auf die Schließung der OSO einging, kamen Netzer dann doch die Tränen. Dadurch hätten nicht nur viele Kinder und Jugendliche ihre Heimat verloren, sondern auch sie ein Teil ihres Zuhauses und „es starb ein Stück weit Ober-Hambach“. Es sei dort still geworden. Statt Kindern und Menschen gebe es nur noch durchrasende Autos und ein „Wasserdesaster“.

Doch Netzer wäre nicht Netzer, wenn sie nicht schon wieder in die Zukunft schaute: Hambach bewirbt sich bekanntlich im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. „Es hat gejuckt, da mitzumachen“, so Netzer.



(Starkenburger Echo 13. Mai 2017)